Xiaopeng Zhou]
[August 2, 2017
Mit dem Stein arbeiten III
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LITHOGRAFIE OHNE DRUCK
9. Mai – 6. Juni 2014 SSG, Solnhofen
Firma Friedel, Solnhofen
„Die sensa sind nicht nur eine mehr oder weniger genaue, mehr oder weniger angenehme oder kohärente Form, uns über die äußere Umgebung zu belehren, oder ein Mittel, um darin handeln, existieren, das heißt manch- mal auch herrschen zu können; sie sind die Botschafter eines inneren Bereichs, der durchaus auch körperlich und relativ ist und daher eigene Gesetze hat. Mit dem Ende unseres organischen Lebens hört auch das Austauschverhältnis auf, und das Universum, das vor uns Signale ausgesendet hat, fährt damit ohne uns fort.“ (Paul Virilio)15
Bei der Rückkehr zu meinem dritten Aufenthalt in Solnhofen ging ich zuerst wieder zu Bajrams Steinbruch und traf ihn dort wieder an.
Am ersten Tag versuchte ich, endlich ans Zeichnen zu kommen. Ich suchte nach Motiven, und fand auch einiges, und da ich mich immer sehr für die Menschen an ihren Arbeitsplätzen interessiere, zeichnete ich unter anderem auch Bajrams Frau bei der Arbeit. Das passte Bajram nun gar nicht. Als ich am zweiten Tag wieder kam, nahm er mich beiseite und sagte: „Es ist nicht so gut, wenn du immer da bist und zeichnest. Wir… mögen das einfach nicht!“
Das musste ich akzeptieren. Ich beschloss, mich an die wenige hundert Meter entfernten Stein verarbeitenden Firmen zu wenden, die ich zu Fuß vom Steinbruch aus leicht erreichen konnte. Dort gab es eben nicht nur die Firma, die mich vorher weggeschickt hatte, sondern auch noch andere Verwertungs- und Verkaufsbetriebe.
Jimmie Durham Two unusual and pretty stones, 2019
Luftbild von Solnhofen, Google Maps, 2013
Brasilianischer Marmor
Wieder wandte ich mich an ein Büro, dieses Mal allerdings an ein größeres, bei dem, wie ich hoffte, vielleicht weniger Kompetenzprobleme entstehen würden. Das Büro, an das ich mich nun wandte, nannte sich „Outlet Center“ und gehörte zur Solnhofen StoneGroup (SSG), einer Art Dachverband der lokalen Steinproduzenten, auf dessen Gelände sich die wichtigsten lokalen Betriebe zusammen- geschlossen haben. Es handelte sich um eine schlichte, leicht geschwungene Theke in einem lichten Verkaufsraum voller Steinprodukte. Der Verkäufer, mit dem ich ins Gespräch kam, war freundlicher als seine Vorgängerin bei der Firma Stiegler. Er hörte sich mein Anliegen an und schenkte mir nach einer Weile sogar ein Stück brasilianischen Marmor, das mir in seiner finsteren, aber von schimmernden Einschlüssen durchzogenen Zusammensetzung zu ihm zu passen schien. „Oder zu meiner Stimmung“, dachte ich.
Spätestens dort jedenfalls, umgeben von tausend praktischen Verwendungsmöglichkeiten der Steinplatten – für Badezimmer, Fußböden, Wandverkleidungen etc. – fand ich zu einem Blick, der mich auch auf meinen weiteren Reisen immer wieder Steine mit fossilen Einschlüssen in allen möglichen Wand- und Bodenplatten entdecken ließ, wo ich ging und stand. Er gab mir den Hinweis, mich am nächsten Tag an den Chef der SSG-Gruppe zu wenden, dessen Büro im Nachbarort lag. Stattdessen traf ich zuerst zufällig den Besitzer und Verwaltungschef einer weiteren kleinen Kalksteinverarbeitungsfirma, Friedel. Er sah eher unauffällig und eher nicht wie ein Chef aus, wie er auf seinem Gabelstapler vorbeifuhr, deswegen fragte ich ihn geradeheraus, „Ich würde gern mit dem Chef sprechen – ich will ihn fragen, ob er mir hier zu zeichnen erlaubt!“ – „Ich bin der Chef !“, gab er zurück, ohne eine Miene zu verziehen, ganz ernsthaft. Ich erklärte ihm mein Anliegen genauer und zeigte ihm dazu auf meinem Mobiltelefon Fotos einiger Zeichnungen, die ich in Uppsala gemacht hatte. Jetzt kam ich auch dazu, ihn mir besser anzuschauen, und es fiel mir auf, dass sein wie aus Stein gehauener Quadratschädel dabei durchaus nicht unfreundlich aussah. Meine Zeichnungen fand er interessant. Er wandte sich an Bernhard Schwald, einen Vorarbeiter mit riesigen Händen, und besprach sich mit ihm – was sie sprachen, konnte ich wegen des Maschinenlärms nicht verstehen. Er kam zurück und sagte: „Wenn du uns nicht bei der Arbeit störst, kannst du hier eigentlich machen, was du willst.“
Als ich am nächsten Tag wiederkam und mit dem Zeichnen anfangen wollte, schaute ich mir erst einmal das Firmengelände genauer an. Was ins Auge fiel, war der viele Verschnitt – Abfallplatten vor allem aus dem typischen Kalkstein, die auf Stapeln, aber auch vertikal in Kisten wie Schallplatten gelagert wurden. Ich fragte Herrn Friedel, was mit denen geschehen solle. Als er mir sagte, das sei Abfall, bat ich ihn, mir Platten aussuchen zu können, auf denen ich dann zeichnen wollte. „Kein Problem, wenn du sie nicht benutzt, schicken wir die zur Weiterverarbeitung ans Zementwerk.“
Ich erkannte die relative Ähnlichkeit dieser überschüssigen Platten mit den Lithosteinen aus demselben Material, diese Platten waren jedoch gröber und rauer und waren auf der einen Seite bereits zum Verlegen als Bodenplatten angeschliffen. Herr Schwald stellte sich als freundlicher Mensch heraus, ich kam gut mit ihm ins Gespräch (wobei ich herausfand, dass seine großen Hände gut zu seiner Freizeittätigkeit als Torwarttrainer des Bezirksligavereins TSG Solnhofen passten), und nach kurzer Zeit bot er mir an, mir die Kalkstein-Platten, etwa vierzig Stück, auf das gewünschte Format A4 zuzuschneiden.
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Schon im Steinbruch hatte ich versucht, auf Steinplatten zu zeichnen – basierend auf meiner schon vorher erprobten Methode, auch auf der Ebene der verwendeten Materialien Dinge einzubeziehen, die vor Ort zu finden waren. Dort draußen waren die Oberflächen noch unbearbeitet und darum zu grob. Hier nun war die Textur schon viel feiner und zum Auftragen von Zeichnungen mit Lithografiekreide besser geeignet. Ich verwendete Rohrer & Klingner-Kreide (vom einzigen verbliebenen Hersteller in Deutschland) und erzeugte damit prinzipiell druckbare Zeichnungen.
Auf das gedruckte Bild kam es mir in dieser Phase aber weniger an als auf die zirkuläre Beziehung zwischen Themen, Techniken und Materialien, die wiederum zur Peripherie meiner Steinforschung dazugehörten. Ich zeichnete Steinarbeiter und entfernte mich durch meine Materialien auf eine noch nicht definierte Weise vom objektivierenden Abbilden, weil ich so in physischen Kontakt mit dem Gezeichneten – und mit dem in Kontakt treten konnte, was sich aus meiner abstrakten Geschichtskenntnis über Lithografie als Brücke zum künstlerischen Arbeiten anbot.
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Xiaopeng Zhou, Steinzeichnung, 2014
Eine interessante Begegnung war der von allen nur „Danny“ genannte Arbeiter, ein gelernter Steinmetz, der vorher in einer größeren Firma arbeitete, dort aber schnell die fließbandartig stumpfe Arbeit hassen lernte. In seiner jetzigen Beschäftigung fühle er sich wesentlich wohler, sagte er, hier könne er sich täglich aussuchen, was er arbeiten wolle. Erstaunlich oft bezeichnete er sich als „frei“. Auch er hatte ein forderndes Freizeitleben – das er mit Dune Buggy-Racing durch die umgebende Landschaft füllte. Eines Morgens kam er ziemlich angeschlagen und humpelnd zur Arbeit. Er war auf einem sei- ner Buggy-Ausflüge gegen einen Stein gefahren.
In der ersten der insgesamt sechs Wochen traf ich Herrn Weis, der mir bei unserer ersten Begegnung bei der Firma Stiegler im zurückliegenden Jahr seine Telefonnummer gegeben hatte, damit wir uns beim nächsten Mal würden treffen können. Damals hatte er mir, nachdem ich von der Sekretärin ab- gewiesen worden war, angeboten, er könne mir stattdessen seine eigene Steinsammlung zeigen – wozu er aber damals keine Zeit gehabt hatte. Nun hatte er, den meistens lange Arbeitstage von außerbetrieblichen Aktivitäten fernhielten, zumindest am Wochenende Zeit für mich.
Herr Weis war schlecht in der Schule gewesen, hatte sich aber schon als Kind für alle möglichen Arten Stein interessiert und sie auf dem Nachhauseweg vom Boden aufgelesen. Seine Leidenschaft für die Steine in jeder Form leitete ihn auch bei seiner glücklichen Berufswahl – seiner Entscheidung, in einem Steinbruch bzw. in einem Kalksandstein-verarbeitenden Betrieb tätig zu sein. Bei seiner speziellen Funktion geht es um das Zuschneiden hochwertiger quadratischer Fliesen, das so ausfallen sollte, dass nur der „reine“ Stein mit allenfalls ein paar charakteristischen Oberflächenstrukturen und sehr wenigen Einschlüssen zu sehen ist. Er kann und darf es aber so einrichten, dass er bei der Arbeit mit diesen Platten immer die Fossilien abtrennen und seiner Sammlung einverleiben kann – ein tolerierter, allerdings vor allem ideeller Mehrwert, den er sich aus der alltäglichen Produktion abzweigen kann.
Aber vielleicht zählt die Unterscheidung zwischen Beruf und Freizeit in seinem steinzentrierten Leben tatsächlich sehr wenig. Herr Weis wohnt direkt am Steinbruch, nicht am Fluss wie die meisten anderen Solnhofener. Er hat dort fünfzehn Jahre ohne Beförderung gearbeitet. Was seine private Sammlung betrifft: seine Frau sorgt sich schon lange, dass die geballte Steinmasse die Wohnung irgendwann bald zum Einsturz bringen könnte. Seine ganze Wohnung ist eine Sammlung.
In jeder Ecke finden sich nicht nur Steine, man begreift auch schnell, dass man er hier mit einem leidenschaftlichen Sammler aller möglichen Dinge zu tun hat, dem es um ein möglichst tiefes Verständnis seiner Arbeit mit dem Stein geht. Eine große geologische Karte von Bayern und Franken hängt an der Wand. Die Sammlungs- und Preisschilder einzelner Steinproben scheinen darauf hinzuweisen, dass sich Herr Weis auch häufiger auf Sammlerbörsen umsieht. Steine aller Art bilden das Zentrum. Sie stecken noch in der kleinsten Regallücke, ja es gibt sogar einige Sammlungsregale, die selbst aus aufgeschichteten Steinplatten bestehen. Setzkästen, Vitrinen, Bücherregale – das gesamte Vokabular des Sammlungsmobiliars hat sich über die Jahre nach Art einer Wunderkammer in die bestehende Wohnung vorgearbeitet. Er holt nach hinten geräumte Kästen und Bretter mit weiteren Steinen für mich hervor und ist die ganze Zeit vollkommen bei der Sache. Niemand käme auf die Idee, sich über das offensichtlich tiefe emotionale Verhältnis dieses Steinarbeiters und Steinsammlers zum Stoff seines Lebens zu wundern.
Xiaopeng Zhou, Notizbuch
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EPILOG
HISTORISCHER ABRIEB
Staatliche Graphische Sammlung, München Haus der Kunst, München
Im Januar 2014 war ich zum ersten Mal in München, um mir den Lithografienbestand der Graphischen Sammlung anzuschauen. Nach meinen Reisen nach Solnhofen kehrte ich im Juni noch einmal zurück, diesmal allerdings, um im Haus der Kunst die umfassende Matthew-Barney-Retrospektive zu sehen. Die sehr aufwändig inszenierte Ausstellung trat allerdings bald hinter etwas anderem zurück, das mir in dem Museumsbau auffiel, denn Barneys Werke brachten einen immer wieder dazu, nach unten zu schauen: Die Fußböden der Ausstellungshallen waren mit polierten Solnhofener Kalksteinplatten ausgelegt.
Der zwischen 1933 und 1937 auf Anregung, besser: auf Drängen von Adolf Hitler nach dem Entwurf von Paul Ludwig Troost als „Haus der Deutschen Kunst“ geplante und verwirklichte Monumentalbau ist nach der Ansicht vieler unauslöschlich mit dem Makel seines faschistischen Ursprungs belastet. Seine riesigen Dimensionen, die auf Erhabenheit zielenden „Wagner-Effekte“ beim Durchschreiten des Treppenaufgangs und der Ausstellungshallen, durch die man sich winzig fühlen soll, sprechen wahrscheinlich auch ohne genauere Geschichtskenntnisse eine schwer missverständliche Sprache. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine zum Teil durchaus selbstreflexive Ausstellungspraxis dort entfalten können. Bei meinem Besuch dort sah ich auch eine kleinere Ausstellung im Haus, die sich mit der problematischen Geschichte der Architektur und der Institution beschäftigte.
Es erscheint nicht weit hergeholt, wenn man die Vermutung hat, dass die Solnhofener Platten nicht zufällig oder nur aufgrund technischer Erwägungen im Haus der Kunst verbaut wurden. Die Steinplatten sind auch andernorts wegen ihrer warmen Tonigkeit, ihrer interessanten Struktur und vor allem wegen der fossilen Einschlüsse beliebt, die sich in fast jeder einzelnen Platte finden und die auch große, rechtwinklig gepflasterte Böden aus der Besucherperspektive nicht kalt und technisch, sondern geschichtsgesättigt und organisch-natürlich erscheinen lassen. Es muss für den auch menschheitsgeschichtlichen Größenwahn der Nationalsozialisten eine Genugtuung bedeutet haben, auf vor 150 Millionen Jahren gestorbenen und noch immer erkennbaren Lebewesen im Stein zu laufen. Der geschichtsübergreifende Anspruch der totalitären Ästhetik wird so fast automatisch sinnfällig. Nach dem Kriegsende und der Beendigung der auch in der Ästhetisierung politischer Öffentlichkeit sich zeigenden nationalsozialistischen Schreckensherrschaft galt es nicht nur für Architekten, sondern auch für bildende Künstler ein Trauma zu bearbeiten und eine „neue Sprache“ – oder überhaupt irgendeinen ästhetischen Ansatz – zu finden. Viele versuchten sich in vermeintlich „harmlose“, sachliche und intimer dimensionierte Bauten und Werke zu flüchten, aber selbst Gesten der Abstraktion waren zu stark vorbelastet, als das von einem Neuanfang die Rede hätte sein können. Und trotzdem suchte man offenbar überall fieberhaft nach einem Ansatzpunkt für genau diesen Neuanfang. Viele bildende Künstler hofften ihn in der (unter anderem auch im Haus der Kunst im Rahmen der Ausstellung „Entartete Kunst“) verfemten Abstraktion und Expression in Malerei und Skulptur zu finden. Sie suchten Orientierung in einer „vorgeschichtlichen“ Ästhetik, die sich etwa aus der zeitgenössischen Faszination der Höhlenmalereien speiste. Wie ernüchtert müssen einige von ihnen gewesen sein, als sie beim Wiederbetreten des Hauses der Kunst auf den Boden blickten – und dort mit den Solnhofener Platten „authentische“ Zeugnisse eben dieser Vorgeschichte von den Nazis schon verbaut zu finden!
Xiaopeng Zhou, Notizbuch, 2014
Ich beschloss, diese Platten in meine „Arbeit mit dem Stein“ einzubeziehen, wobei ich eine ihrerseits historisch spezifische Technik der Aneignung nutzen wollte, die von Max Ernst schon seit Mitte der 1920er Jahre berühmt gemachte Frottage – der ich im Buch einer Bibliothek in Nürnberg wiederbegegnet bin, nachdem ich sie das erste Mal in den Abrieben gesehen habe, die der Künstler Xu Bing 1990 von der Großen Mauer in China angefertigt hatte. Den Wunsch der Surrealisten aufzugreifen, die „Gestaltung“ ihrer Werke den Oberflächen der Dinge selbst zu überlassen und so einer strategischen Schwächung des Künstlers als Autor zuzuarbeiten, schien mir eine angemessen ambivalente Wahl.
Haus der Kunst, München, 2014
Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Kontakt mit dem Kurator Ulrich Wilmes hergestellt hatte und der mir dann per Mail die Genehmigung erteilte, die großformatigen Abriebe in „seinem“ Haus zu erarbeiten. Am 31. Oktober fuhr ich zu diesem Zweck ein weiteres Mal nach München. Nach einigen kleineren Missverständnissen mit den Museumsmitarbeitern am Eingang, die mich aufgrund meiner Versicherung, ich habe die Genehmigung des Kurators, erst durchließen, dann aber von der Security zurückrufen ließen – kam ich dann nach einer Weile doch hinein. Als ich schon eine geeignete Stelle im Treppenhaus für meine Frottage gefunden und unter teils doch ein wenig misstrauischen Blicken einige Zeit mit dem Aufbauen und Abreiben begonnen hatte, kam auf Veranlassung der Sicherheits- beamten auch Herr Wilmes vorbei, schaute mich erst mit großen Augen an und begrüßte mich dann distanziert, aber freundlich. Insgesamt sechs Stunden lang rieb ich mit einem speziell dafür ausgesuchten Material (Nero-Öl-Kohle-Stäbchen) eine Plattenfolge von zehn Metern Länge auf Zeichenpapier von der Rolle ab.
„Marco Polo beschreibt eine Brücke, Stein um Stein.
‚Doch welcher Stein ist es, der die Brücke trägt?’ fragt Kublai Khan.
‚Die Brücke wird nicht von diesem oder jenem Stein getragen’, antwortet Marco, ‚sondern von der Linie des Bogens, den diese bilden.’
Kublai Khan verharrt in nachdenklichem Schweigen.
Dann setzt er hinzu: ‚Warum sprichst du von den Steinen? Nur der Bogen ist für mich von Bedeutung.’ Polo erwidert: ‚Ohne Steine gibt es keinen Bogen.’“16
Italo Calvino, Die unsichtbaren Städte
Anmerkungen
15. Paul Virilio, Die Sehmaschine, übers. v. Gabriele Ricke und Ronald Voullié, Berlin 1989, S. 69.
16. Italo Calvino, Die unsichtbaren Städte, übers. von Heinz Ried, Berlin 1977 (orig. Le città invisibili, 1972), S. 96.
Dank an Clemens Krümmel.